Mit dem Thema Autobatterie sind bereits viele Lenkerinnen und Lenker konfrontiert worden, weil das Auto nicht mehr angesprungen ist. Dann muss ein Überbrückungskabel und ein anderes Auto gefunden werden, welches Starthilfe leistet. Doch was gibt es sonst über die Bordnetz-Batterie zu wissen? Welche Art von Batterie eignet sich und wie kann ich sie lange erhalten? Unser Diagnostiker, Stephan Wenzl, gibt Antwort.
Welche Arten von Batterien gibt es und wie unterscheiden sie sich?
Bei den Autobatterien unterscheiden wir zwischen herkömmlichen Batterien, AGM-Batterien (Absorbed Glass Mat) und EFB-Batterien (Enhanced Flooded Battery). AGM-Batterien sind komplett wartungsfrei und auslaufsicher. EFB-Batterien gelten als kostengünstigere Alternative zu den AGM-Batterien, doch auch bei EFB-Batterien fällt die Zyklenlebensdauer, im Vergleich zu herkömmlichen Batterien, um mehr als 100% höher aus. Der Unterschied zwischen den AGM- und EFB-Batterien liegt in der Technologie. AGM-Batterien weisen eine längere Lebensdauer auf und haben eine höhere Energiedichte. AGM-Batterien eignen sich besonders dazu, die Ansprüche hochwertiger Fahrzeuge zu erfüllen. Dazu gehören Technologien wie Start-Stopp-Automatik, Passive Boost und Nutzbremsung, auch bekannt als Rekuperationsbremsung. Dabei wird beim Bremsen ein Teil der Energie zurückgewonnen.
Welche Batterien sind in neueren Autos standardmässig verbaut?
Da heute sämtliche neuzugelassene Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor über eine Start-Stopp Automatik verfügen, sind nur noch zyklenfeste Batterien verbaut. Der Zyklus einer Batterie umfasst eine Entladung und eine Ladung. Die Zyklenfestigkeit gibt an, wie viele Zyklen ein Akku durchlaufen kann, bevor er derart viel Kapazität verliert, dass er ausgetauscht werden sollte. Verfügt das Fahrzeug noch über einen konventionellen Starter sind dies in der Regel EFB- und AGM-Batterien.
Welche Vorsteile respektive Nachteile haben diese Batterien?
Die Teil- und Tiefentladungsleistung von EFB-Batterien ist mehr als doppelt so hoch wie diejenige von herkömmlichen Batterien. Zudem unterstützt die EFB-Batterie eine hohe Anzahl an Motorstarts und weist eine längere Energieversorgung bei ausgeschaltetem Motor auf. Ein weiterer Vorteil gegenüber den konventionellen Nassbatterien ist, dass die Ladungsaufnahme von EFB-Batterien besser ist.
Bei den AGM-Batterien ist die Teil- und Tiefentladungsleistung sogar dreimal höher, als bei herkömmlichen Batterien. Zudem sind AGM-Batterien, aufgrund ihrer Einbindung von Elektrolyten, auslaufsicher. Somit stellen grosse Neigungswinkel von Fahrzeugen keine Probleme dar. Wie so oft bei fortschrittlicher Technik, machen sich diese Vorteile aber auch im hohen Preis bemerkbar. Bei AGM-Batterien kommt noch dazu, dass sie hitzeempfindlich sind und sie somit nicht in der Nähe von Verbrennungsmotoren eingebaut werden sollten. Dies wird in der Praxis aber trotzdem gemacht.
Welche Volt-Zahlen weisen die Batterien auf, und warum?
Die Volt-Zahlen von Batterien sind unterschiedlich. LKWs zum Beispiel sind mit 24 Volt Batterien ausgestattet. Auf die Frage warum, gilt hier generell P = U x I. P steht dabei für die Leistung, U für die Spannung und I für die Stromstärke. Je höher die Spannung, desto weniger Strom muss transportiert werden, um die gleiche Leistung zu erbringen. Wenn der Stromfluss klein ist, kann also der Kabelquerschnitt reduziert werden. Bei Volkswagen und Seat sind aktuell 12 Volt Bordnetz-Batterien eingebaut.
Was kannst Du zum Thema Start-Stopp-Automatik und Batterie sagen? Warum belastet dies die Batterie zusätzlich?
Jeder Startvorgang bedeutet für die Batterie, dass sie für einen kurzen Moment Spitzenleistung abgeben muss. Dies belastet die Batterie zusätzlich. Dazu kommt, dass die Voraussetzungen für einen automatischen Motorstopp nicht immer nachvollziehbar sind. So kann es vorkommen, dass der Motor nach einer längeren Autobahnfahrt an der ersten Kreuzung ausschaltet. Für den Motor und dessen Anbauteile ist das thermisch schlecht. Die Haltbarkeit der Batterie kann zwar unter Berücksichtigung einiger Kriterien verlängert werden, aber die Erfahrung zeigt, dass auch dann die Batterien nach vier bis fünf Jahren ihren Zenit überschritten haben.
Kann ich meine Batterie selbst auswechseln?
Ja, das ist theoretisch möglich. Dabei gilt es aber, zwingend die richtige Batterie vom Hersteller zu verwenden. Im Notfall kann auch eine No-Name Batterie mit ähnlichen Leistungsangaben wie das Original eingebaut werden. Auch die No-Name Batterie lädt sich auf, jedoch nicht mit der gleichen Leistung. Für die Anpassung an das Batteriemanagement ist dann aber trotzdem ein Besuch in der Werkstatt nötig.
Wofür braucht man eine Zweitbatterie?
Eine Zweitbatterie wird immer dann gebraucht, wenn ihr Fahrzeug relativ viele Verbrauchssysteme aufweist. Gerade bei Campern kann dies der Fall sein, wenn man zum Beispiel Strom für den Kühlschrank benötigt, das Fahrzeug aber nicht fährt. Die Zweitbatterie ist dann die Spannungsquelle für die zusätzlichen Verbrauchssysteme. Sie dient aber nur als temporärer Speicher, wenn der Motor nicht läuft. Der Camper sollte also so schnell wie möglich, an das Stromnetz auf dem Campingplatz angeschlossen werden. Wenn ihr Fahrzeug eine Zweitbatterie aufweist, ist der Stromkreis der beiden Batterien durch ein Batterietrennrelais voneinander getrennt und wird erst bei laufendem Motor miteinander gekoppelt. Die Startbatterie wird somit bei ausgeschaltetem Motor nicht zusätzlich belastet.
Wann muss eine Batterie gewechselt werden?
Wartungsfreie Batterien müssen dann gewechselt werden, wenn die Säuredichte innerhalb einer Batterie zu niedrig ist. Ob das der Fall ist, kann anhand des Magischen Auge erkennt werden. Das Magische Auge ist eine Kugel in einem Plexiglaszylinder. Je nach Säuregehalt der Batterie, ändert sich die Position der Kugel innerhalb der Laufbahn im Zylinder. In einem Sichtfenster des Plexiglaszylinders kann der Säurestand einer Batterie abgelesen werden. Bei einer intakten Batterie ist die Kugel sichtbar. Ist die Batterie jedoch ungenügend geladen, ist das Sichtfenster schwarz. Bei einer verbrauchten Batterie, welche ersetzt werden muss, ist das Sichtfenster klar.
Auch bei den restlichen Batterien kann erkannt werden, wann es Zeit für einen Wechsel ist. Befindet sich eine Batterie über längere Zeit in entladenem Zustand, findet eine chemische Reaktion statt. Diese Reaktion nennt sich Sulfatierung und beeinträchtigt die Leistung und Lebensdauer der Batterie unwiderruflich. Die Sulfatierung erkennt man daran, dass sich eine Ausbuchtung an der Seite der Batterie bildet. Generell gilt aber, eine Batterie muss gewechselt werden, wenn der Batterietest in der Garage schlecht ausfällt und die Batterie schon mehr als fünf bis acht Jahre alt ist.
Wie kann ich die Lebensdauer meiner Batterie verbessern?
Temperaturen zwischen 5 – 45 Grad Celsius begünstigen die Lebensdauer der Batterie. Ihr Fahrzeug sollten sie also wenn möglich immer in einer Garage parkieren. Steht das Auto über einen längeren Zeitraum still, empfiehlt sich, die Batterie mit einem Ladegerät mit Ladeautomatik separat zu laden.
Haben Elektrofahrzeuge auch noch eine Bordnetz-Batterie?
Ja, in den aktuellen Modellen der VW ID-Familie kommt zum Beispiel eine 12V 49 AH EFB+ Batterie zum Einsatz. Der Grund dafür ist, dass bei der Elektrobatterie und Bordnetz-Batterie unterschiedliche Spannungspegel herrschen. Die Antriebsbatterie eines Elektrofahrzeuges weist 360 Volt auf. Bei der Bordnetz-Batterie sind es lediglich 12 Volt. Da jedes Batterie-System auf eine gewisse Stabilität angewiesen ist, werden auch in Elektrofahrzeugen noch Bornetz-Batterien eingebaut.